Es ist zum verrückt werden, egal was ich sage, egal was ich tue ich fühle mich so missverstanden. Selbstzweifel plagen mich, ich zweife an meiner Ausdrucksweise und an meinen Gefühlen. Oftmals komme ich mir vor, als würde ich eine ganz andere Sprache sprechen, obwohl ich dieselben Worten verwende.
Rede ich wirklich chinesisch?
Nein ich spreche durchaus dieselbe Sprache wie du, allerdings reicht es nicht aus einfach nur die gleichen Worte zu benutzen. Verständnis ist leider doch um einiges Komplizierter. Dort spielen nicht nur Worte eine Rolle, sondern auch Erfahrung, Empfindung, Wissenstand, Wahrnehmung und Wahrheiten. Daher ist es völlig normal, dass jeder bei ein und demselben Satz etwas anders versteht und empfindet. Probiere es doch selbst einmal aus.
Eine lange Zeit habe ich mit Personen verbracht, die mich nicht verstanden haben und ich habe die ganze Zeit geglaubt, es läge an mir. Allerdings habe ich jetzt tatsächlich Personen getroffen, die verstehen was ich sage, was ich meine und was ich fühle. Seitdem weiß ich es liegt weder an mir noch an den anderen, es liegt ganz einfach an der Konstellation.
Zu der richtigen Person kannst du nicht das Falsche sagen. Zu der falschen Person nicht das Richtige.
Das ist wirklich so! Dies bedeutet nicht, dass die Personen, die dich nicht verstehen doof, dumm, gemein oder sonst etwas schlechtes sind. Sie passen halt nur einfach nicht zu dir! Was hatte ich schon für Gespräche – die Art, die mich zur Verzweiflung gebracht haben. Als würde ich einfach nur gegen eine Wand reden. Diese Gespräche waren für beide Seiten unheimlich deprimierend und hatten immer dasselbe Ergebnis; Unverständnis auf beiden Seiten.
Doch was kann ich nun tun? Damit ich verstanden werde?
Zunächst einmal bin ich beruhigt, dass es wirklich nicht an mir und meiner Aussdrucksweise liegt. Mit diesem Wissen bringe ich schon eine Menge Verständnis in die nächsten Gespräche mit. Es ist einfach das Problem des Individiiums. Jeder lebt wirklich in seiner eigenen Welt, entstanden durch die eigenen Erfahrungen, Erlebnisse, Erinnerungen, Empfindungen und Wahrnehmungen. Stichwort Erinnerung, es ist doch wirklich jedesmal so, wenn ich mich über ein gemeinsames Erlebnis unterhalte, dass die Erinnerung unterschiedlich ist. Es gibt keine gemeinsame Erinnerung, nur ein gemeinsames Erlebnis. Jeder von uns hat dieses Erlebnis anders empfunden und sich danach ganz unterschiedliche Dinge im Gedächtnis gespeichert. Ich weiß Beispielsweise noch wie wütend ich auf jemanden dort gewesen bin und wie verletzt ich war und meine Freunde, die nicht wütend oder verletzt waren erinnern sich hingegen einfach nur an einen schönen Tag ohne gravierende Vorkommnisse. Da nur meine Gefühle verletzt waren habe ich eine dunklere Erinnerung an das Erlebnis als meine Freunde. Das führt dazu, dass ich diese Art von Erlebnis ganz anders abgespeichert habe und ganz anders auf so etwas reagiere und mich dadurch missverstanden fühle. Während meine Freunde schwärmen und eine Wiederholung möchten. Möchte ich das vielleicht nie wieder erleben, was diese wiederum dann gar nicht verstehen können.
Wichtig ist also nicht alles und jeden zu verstehen, sondern zu verstehen, dass dies unmöglich ist. Es gibt nur eigene Erinnerungen und Empfindungen unsere Welt und Wahrheit. Diese können wir nicht teilen sondern nur mitteilen. Wie jemand dann auf unsere Welt reagiert und ob er diese Welt versteht das steht in den Sternen.
Es fällt mir wirklich schwer nicht enttäuscht und demotiviert nach missverständlichen Gesprächen zu sein. Meine Welt lässt mich für mich doch so verständliche Sachen einfach nicht in etwas unverständliches umformen. So gut ich mich auch in andere reindenken kann, Empfindungen aufnehme, so kann ich dennoch einfach nicht begreifen, wie es gewissen Welten nicht möglich ist, mich zu verstehen. Oftmals möchte ich genau das dann einfach erzwingen ich möchte unbedingt, dass die Welt des anderen meine Welt versteht. Ich werde böse, traurig und ungehalten. Machmal geht das sogar so weit, das ich falle, tief falle, weil mir so viel an der Person liegt, die mich nicht versteht. Doch ich muss begreifen, dass ich es nicht erzwingen kann und das es nicht böse gemeint ist, auch wenn es sich für mich so anfühlt. Ich meine es ist wirklich so – ich saß schon sehr oft eine Woche lang völlig betrübt da, voller Enttäusschung, total verletzt und die Person, die mir das angetan hat, hat es nicht mal gemerkt. Das hat mich umso mehr verletzt. Natürlich ist Kommunikation oftmals der Schlüssel doch dieser Schlüssel passt nicht in jedes Schloss. Um für mich, für mein Gefühl alles versucht zu haben stecke ich den Schlüssel natürlich ins Schloss, um zu sehen, ob er passt. Ich öffne meine Tür, lasse meine Gefühle raus, teile meine Verletzung mit. Doch oftmals bleibt die Tür des Anderen zu, keine Umarmung, keine Einsicht. Aber anstatt mich jetzt schmollend vor diese Tür zu setzen, daran zu klopfen, zu kratzen und zu verweifeln schaue ich mich um. Auf einmal sehe ich die anderen Türen und ich habe ja immer noch meinen Schlüssel. Ich stehe auf, verlasse die für mich verschlossene Tür und betrete die Tür, die bereits schon offen steht. Die Tür, die sich für mich im unscheinbaren, verborgenen befand, einfach, weil ich sie nicht sehen wollte – nicht konnte. Denn die verschlossene Tür hat mir einfach zu viel Energie geraubt. Ich betrete diese Tür und dort befindet sich eine Welt ähnlich wie meine und ich brauche kaum Worte und dennoch kommt mir unheimlich viel Verständnis entgegen. Meine Wut und Trauer fängt an zu verschwinden, ich fühle mich wohl, zufrieden und verstanden auch wenn die traurige Erinnerung an die verschlossene Tür bleibt.
Wie sieht es bei dir aus? Fühlst du dich überwiegend verstanden oder sitzt du auch gerade vor einer Tür, die sich einfach nicht öffnen lässt?
Hinterlasse mir doch einen Kommentar, wie du dich fühlst oder auch wie du folgenden Satz verstehst:
„Ich glaube der Film würde dir nicht gefallen.“
Ich bin gespannt auf deine Gefühle und Wahrnehmungen.
Deine Janine
Liebe Janine, sich verständigen ist eine Kunst, die man lernen kann und sollte. Es braucht guten Willen dazu und zwar von allen Beteiligten. Deine Aussage, es liegt nicht an dir, wenn du nicht verstanden wirst, stimmt so nicht ganz. Und sie hilft auch nicht weiter bei Missverständnissen. Vielleicht hast du es anders gemeint? Ich werde missverstanden. Mehr als mir lieb ist. Und das liegt auch an mir. Wenn der andere mich verstehen will und das erlebe ich, und wenn ich verstanden werden möchte, dann wird es am Ende auch gelingen. In Sprüche 18 (Bibel) steht, „Ein jeder hat zuerst in seiner Sache Recht; kommt aber der andere zu Wort, so findet sich’s.“ Verständigung ist spannend, mühsam, beglückend, belastend, frustrierend und bereichernd, möglich und unmöglich. Danke, dass du dir viel Zeit genommen hast für ein total wichtiges Thema. Liebe Grüße, dein Volkmar
LikeGefällt 1 Person
Lieber Volkmar,
danke für deinen wertvollen Kommentar, denn du hast mich durchaus nicht richtig verstanden 😊. Ein sehr gutes Beispiel. Es geht mir nicht darum die Schuld wegzuschieben und mich nicht zu bemühen. Es geht um das große Verständnis für diejenigen, die mich nicht verstehen können. Ich habe immer gedacht, dass viele mich nicht verstehen wollen das ist verkehrt. Der Wille ist da, aber die Welten sind zu verschieden. Darauf muss man Rücksicht nehmen und viel Ruhe und Verständnis mitbringen. Sich nicht ärgern oder verletzt fühlen. Dieses Thema ist sehr komplex es gibt dazu auch eine Story auf meinem Instagram-Kanal wo ich das nochmal persönlich mit Worten erkläre. Liebe Grüße Deine Janine
LikeLike
Liebe Janine,
Diesmal habe ich mir den Timer gestellt, weil ich diesen Beitrag unbedingt lesen wollte.
Wir haben ha schon privat darüber gesprochen. Ich stimme durchaus mit dir überein, dass man beim Verstehen auf der gleichen Wellenlänge sein muss. Es ist wie beim Funken. Bist du auf einer anderen Frequenz hörst du den anderen nicht, hast du es nicht richtig ei gestellt, verstehst du den anderen undeutlich.
Liebe Grüße und schönen Sonntag noch!
Deine Sarah
LikeGefällt 1 Person
Liebe Sarah, das hast du richtig toll erklärt. Freue mich sehr darüber, dass du diesen Artikel gelesen hast. Wir haben uns ja die letzte Woche auch sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Hab einen schönen Sonntag! Deine Janine
LikeLike
Auf dem Weg der Kommunikation liegen viele Stolpersteine. Ich fasse zusammen:
gedacht ist nicht gesagt…
gesagt ist nicht gehört…
gehört ist nicht verstanden…
verstanden ist nicht einverstanden…
einverstanden ist nicht angewendet…
angewendet ist nicht beibehalten…
LikeGefällt 1 Person