Empath

Die große Gabe des Menschen ist die Fähigkeit zur Empathie.

Als Empath empfinde ich die Empathie nicht immer, als Gabe oftmals empfinde ich sie auch als Last, doch das lag auch Größenteils daran, dass ich mir dieser Gabe gar nicht bewusst war.

Ich dachte ich bin dahingehend völlig „normal“ und das jeder diese Empfindungen hat.

Erst vor Kurzem ist mir bewusst geworden, dass dem nicht so ist und das erklärt mir wirklich Einiges. Ich bin einfach immer als herzbasierter Mensch mit hoher Moral durch die Gegend gelaufen und bin ständig mit für mich nicht nachvollziehbaren Handlungen anderer konfrontiert worden. Dieses nicht nachvollziehen können hat mich wirklich fertig gemacht. Ich konnte einfach nicht begreifen, wie es anderen Menschen möglich ist beispielsweise so wenig Taktgefühl zu haben oder auch das einige Menschen nicht in der Lage sind, sich in die Gefühlslage von anderen hineinzuversetzen.

Es ist aber definitiv so, dass einige Menschen das nicht können.

Und genau diese Menschen habe ich in eine Schublade gepackt für mich waren sie dann einfach die Bösen. Dabei können sie da gar nichts für, selbst wenn sie wollten, sie können es einfach nicht. Genauso wenig, wie ich es nicht lassen kann mitfühlend zu sein.

Empathie bedeutet:
Mit den Augen des Anderen zu sehen
Mit den Ohren des Anderen zu hören
Mit dem Herzen des Andere zu fühlen

Klingt anstrengend oder? Das ist es auch. Wenn ich zu viel Zeit mit unauthentischen Menschen verbracht habe zerrt das oft noch tagelang an mir. Ich muss mich quasi wirklich einige Tage davon erholen. Teilweise schleppe ich dann Frustration und Enttäuschung mit mir herum. Versuche ich allerdings mit den Menschen, die diese Gefühle in mir ausgelöst haben, genau dies zu besprechen, verstehen sie mich oft nicht. Stattdessen wollen sie mich beruhigen, indem sie mir sagen, dass ich die Situation bzw. deren Gefühle falsch gedeutet habe. Problem ist nur, dass ich als Empathin auch die Gefühle der Leute aufnehme, von denen sie selber gar nicht wissen, dass sie diese gerade ausstrahlen.

Jahrelang versuche ich schon die Menschen und die Gefühle, die sie ausstrahlen nicht so ernst zu nehmen und vor allem nicht persönlich. Irgendwie habe ich aber das Problem, dass sich deren Gefühle zu schnell mit meinem vermischen, also meine Gefühle quasi negativ beeinflussen.

Ich tanke Energie, wenn ich alleine bin.

Tatsächlich brauche ich das sehr oft und ich habe auch oft das Gefühl, dass ich am zufriedensten bin, wenn ich alleine bin, weil ich dann nur meine Gefühle wahrnehme und diese mich total glücklich machen. Ich komme so oft in die Situation, das ich gut gelaunt das Haus verlasse und schlecht gelaunt wiederkomme ohne das mir jemand irgendetwas getan hat oder doof zu mir war. Einfach nur durch die Gefühle, die ich in der Zeit aufgenommen habe als ich unter Menschen war.

Am schlimmsten ist das Gefühl der Ungerechtigkeit, nicht nur das ich Ungerechtigkeit hasse, so ist diese leider auch überall zu finden und zu spüren. Ich kann mich bei diesem Gefühl immer kaum zusammenreißen. Wenn ich in einer Gruppe bin und merke das Jemand ausgeschlossen wird bin ich sofort enttäuscht. Ich frage mich innerlich, wieso eine Person so schnell von den Anderen ausgeschlossen wird. Es werden kaum Chancen gegeben und die meisten sind zudem auch noch voreingenommen. Freundinnen tauschen sich untereinander über eine Person aus und die Wahrheit, die die Freundin über diese Person hat wird automatisch auch die Wahrheit der anderen Freundin, obwohl diese noch nie ein Wort mit der anderen Person gewechselt hat. So etwas kann ich kaum ertragen. Es gibt auch genug Personen die eine vorgefertigte Meinung über mich haben. Ich kann sehr gut damit umgehen, wenn Jemand mich nicht mag. Denn es ist mir klar, bewusst und verständlich, dass ich nicht „Everybodys Darling“ sein kann. Natürlich möchten wir alle beliebt sein, aber wenn du eine Unterhaltung mit mir führst, mir eine faire Chance gibst und mich dann halt einfach nicht magst kann ich da wunderbar mit umgehen. Viel besser sogar, als wenn du so tun würdest, als ob du mich magst. Dennoch gibt es viele, die noch nie mit mir gesprochen haben und mich nicht mögen, wie ist das möglich?

Der bestimmte Satz

In meinem Artikel Warum ruft er nicht an habe ich dir von der Szene zwischen Meredith und John erzählt, wie der bestimmte falsche Satz das schöne Date zunichte macht. Diesen Satz können wir aber auch auf Freundschaften und alle neuen Bekanntschaften anwenden. Wir lernen ja alle gerne neue Leute kennen und treffen uns. Egal wie gut es läuft sagst du diesen einen bestimmten Satz, der durchblicken lässt das deine Wertvorstellung nicht mit der, der anderen Person übereinstimmt war es das. Nur das du niemals erfahren wirst, welcher Satz es nun gewesen ist. Mir zeigt das nur wieder, wie oberflächlich die Gesellschaft doch ist, wenn ich nur einen bestimmten Satz sagen muss, um Beziehungen jeglicher Art zu beenden. Mir wird ja nicht einmal mehr die Gelegenheit gegeben meine Geschichte zu erzählen, die hinter diesem Satz steckt.

Ich selbst habe auch andere Moral-und Wertvorstellungen als meine Freunde. Aber ich kenne und interessiere mich für ihre Geschichten und kann dadurch verstehen, wieso ihre Moral und ihre Werte da anders sind als meine.

Der Artikel Warum Empathen sich seltsam verhalten um unauthentische Menschen herum gibt sehr gut mein seltsames Verhalten wieder und hat mich wirklich nachdenklich gemacht und dazu bewogen diesen Artikel hier zu schreiben.

Ich finde mich auch deutlich in der Aufstellung wieder welche Situationen mich erschöpfen und wie ich auf diese bestimmten Situationen reagiere.

Es ist wichtig sich selbst zu kennen

Wir strahlen alle unbewusst Gefühle aus, weil wir uns selbst nicht kennen. Auch verletzen wir andere genau aus diesem Grund. Und hier schließt sich der Kreis.

Wenn ich mich selbst nicht kenne, wie kann ich dann in der Lage sein andere richtig zu kennen?

Oftmals reflektiere ich ja nur meine Schwächen auf die der Anderen und bilde mir meine Wahrheit, über die Person. Auch kannst du niemals authentisch sein, wenn du dich selbst nicht kennst und das wiederum macht mir persönlich den richtigen Umgang mit dir unmöglich. Es wird mich immer fern von dir halten.

Ich kann dir hier nur nochmal ans Herz legen; nimm dir Zeit für dich und vielleicht hilft dir ja auch die Blogparade „1000 Fragen an dich selbst“, wo ich selbst nicht nur mitmache, sondern auch alle zwei Wochen einen neuen Artikel mit den weiteren Fragen veröffentliche!

Das Rezept die Dinge nicht persönlich zu nehmen

Du fragst dich jetzt vielleicht, ob ich das Rezept, wie ich nicht mehr alles persönlich nehme gefunden habe. Ich habe gerührt, gemixt und nochmals gerührt und musste leider feststellen, dass es so ein Rezept für mich nicht gibt. Als hochsensible Person gibt es nur die Strategie sich komplett auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen, da durch die eigene hochsensible Eigenschaft die Verlässlichkeit dessen genau gegeben ist. Aber auch das fällt mir schwer, da dies nicht meiner Moralvorstellung entspricht, sich erst einmal die Geschichte der Person anzuhören. Anscheinend ist es für mich dennoch besser mir nicht alle Geschichten anzuhören.

Bist du auch Hochsensibel oder hast du dich vielleicht schon oft über das seltsame Verhalten von Hochsensiblen Menschen gewundert?

Hinterlasse mir doch gerne einen Kommentar!

Deine Janine